http://www.continuum-concept.de/
Nach Jean Liedloff beschreibt der Begriff Continuum-Concept die Vorstellung, daß alle Menschen - insbesondere aber Babies – um sich optimal körperlich, geistig und auf der Gefühlsebene entwickeln zu können, die Art von Erfahrungen brauchen, an die sich unsere Gattung während des langen Prozesses der Evolution angepaßt hat.
Für ein Kind gehört zu diesen Erfahrungen ...
* ständiger Körperkontakt mit seiner Mutter (oder einer anderen vertrauten Betreuungsperson, wenn nötig) ab dem Zeitpunkt seiner Geburt,
* das Schlafen im Elternbett in ständigem Körperkontakt, bis es aus eigenem Entschluß geht (oft im Alter von 2 Jahren),
* das Stillen nach Bedarf - Stillen in Reaktion auf seine Körpersignale,
* ständig in den Armen getragen zu werden oder auf andere Art mit jemandem (normalerweise mit seiner Mutter) in Kontakt zu sein, und dabei die Möglichkeit zu haben, alles zu beobachten (oder an der Brust zu trinken, zu schlafen), während die Person, die es trägt, ihrer Arbeit nachgeht - bis das Kind aus eigenem Antrieb erst zu kriechen, dann zu krabbeln beginnt (normalerweise im Alter von 6 bis 8 Monaten),
* Betreuungspersonen zu haben, die sofort auf seine Signale(z.B. sich winden, schreien) eingehen, ohne sie negativ zu bewerten, ohne Unlust / Mißfallen zu zeigen oder es zum ständigen Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit zu machen,
* die Erwartungen, die die Eltern (oder Bezugspersonen) haben, zu spüren (und auch zu erfüllen), nämlich, daß es von Geburt an sozial und kooperativ ist und über starke Selbstschutzmechanismen verfügt und daß es willkommen und wertvoll ist.
Im Gegensatz dazu erlebt ein Baby, das modernen westlichen Geburts- und Kinderauf- zuchtspraktiken ausgesetzt ist ...
* eine traumatische Trennung von seiner Mutter nach der Geburt, aufgrund von medizinischen Eingriffen und der Unterbringung im Neugeborenenzimmer, in körperlicher Isolation, abgesehen von den Geräuschen von anderen schreienden Neugeborenen,
* ,daß es zuhause allein und isoliert schläft, oft nachdem es sich in den Schlaf geweint hat
* das Füttern nach starrem Zeitplan, wobei seine natürlichen Trink- und Saugimpulse oft ignoriert oder unterdrückt werden.
* ,daß es von normalen Erwachsenentätigkeiten getrennt und ausgeschlossen ist, daß es ständig stundenlang ins Kinderzimmer, ein Kinderbett oder einen Laufstall verbannt wird, wo es nur unzureichend durch Spielzeug oder andere leblose Objekte angeregt wird
* daß Betreuungspersonen es oft ignorieren, entmutigen, kleinhalten wollen oder sogar bestrafen, wenn es weint oder andersseine Bedürfnisse mitteilt; oder aber daß sie mit übertriebener Sorge und Ängstlichkeit reagieren und es zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit werden lassen
* daß es die Erwartungen seiner BetreuerInnen spürt (und sich danach richtet), es sei nicht fähig, sich selbst zu schützen, es sei von Geburt an antisozial und könne angemessenes Verhalten nicht ohne strenge Kontrollen, Drohungen und eine ganze Vielzahl von manipulativen Erziehungstechniken erlernen, die den hervorragend entwickelten natürlichen Prozess seines Lernens untergraben.
Die Evolution hat das Kind nicht für diese Art von Erfahrungen vorbereitet. Es kann nicht verstehen, warum seine verzweifelten Schreie nach Erfüllung seiner angeborenen Erwartungen nicht beantwortet werden und es entwickelt das Gefühl, daß es " falsch " ist und sich für sich und seine Wünsche schämen muß.
Wenn jedoch seine Continuum-Erwartungen erfüllt werden - am Anfang ganz genau und später mit mehr Variationsmöglichkeiten, wenn es heranwächst - wird es den natürlichen Zustand von Selbstsicherheit, Wohlgefühl und Freude an den Tag legen. Kinder, deren Continuum-Bedürfnisse in der frühen Zeit des Getragenwerdens er füllt werden, wachsen heran zu Menschen mit mehr Selbstachtung und werden unabhängiger als diejenigen, deren Schreie unbeant wortet bleiben aufgrund der (elterlichen) Angst, sie zu verwöhnen oder sie zu abhängig zu machen.
Literatur dazu
Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück - Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit
Weitere Links
Offenes Forum des Liedloff-Continuum-Netzwerkes
Donnerstag, Juli 21, 2005
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